Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Olga Vinnitskaya. Ich bin Gründerin und Leiterin der Kunstakademie Wetter/Ruhr, die nunmehr schon seit 20 Jahren besteht.
Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, heute zu Ihnen zum Thema: „Warum sollen Flüchtlingskinder Zeichnen lernen?“ sprechen zu können.
Leo Tolstoi sagte:
„Jede Kinderseele hat Begabungen, man muss nur die richtige Tür öffnen.“
Unter dem Begriff „Flüchtlinge“ verbirgt sich ein emotionales, komplexes und tiefgründiges Thema.
Flüchtlingskinder haben in ihrem sehr jungem Leben viel Schreckliches erleben müssen.
So wie Todesangst, Kriegsschrecken, politische Verfolgung, Diskriminierung, Armut und Gewalt.
Wie sollen die betroffenen Kinder all die Schrecken schadlos verkraften können, ohne bleibende Schäden in ihrer persönlichen Entwicklung zu behalten.
Ein erfolgreiches Patent/Rezept gibt es nicht, sondern viele wissenschaftlichen Ansätze.
Ich will mich hier allein auf die künstlerische Perspektive beschränken mit der Fragestellung, kann die Kunst erfolgreich behilflich sein?, um die traumatischen Erlebnisse der Flüchtlingskinder zu verarbeiten?
Der sowjetische Lehrer Vasily Alexandrovich Sukhomlinsky hat einmal gesagt:
“Der Verstand eines Kindes liegt in seinen Fingerspitzen.“
Die Feinmotorik, also die Fähigkeit, kleine und präzise Bewegungen mit den Händen und Fingern auszuführen, entwickelt sich von Geburt an.
Dieser natürliche Prozess kann jedoch beschleunigt werden!
Geschicklichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und sogar eine schöne Handschrift sind Glieder in ein und derselben Kette.
Daher ist es lohnenswert, zumindest zu versuchen ein Kind mit Musik, Modellieren oder Zeichnen zu fesseln.
Das Zeichnen entwickelt die Vorstellungskraft und das räumliche und assoziative Denken.
Es verbessert das Gedächtnis und de Aufmerksamkeit und beeinflusst in hohem Maße die Kreativität.
Mit Hilfe der Kreativität kann das Kind zum Ausdruck bringen, was es noch nicht in Worte fassen kann. Es ist eine wirksame Methode, um mit Stress umzugehen, der im Leben eines Kindes schwerwiegender als im Leben von Erwachsenen ist.
Es bietet die Möglichkeit, negative Emotionen loszulassen und sich von unangenehmen Gedanken abzulenken.
Das Ergebnis des kreativen Prozesses ist das fertige Werk.
Die Kinder lernen durch das Zeichnen die wichtige Fähigkeit, zu beenden, was sie begonnen haben und die Fehler zu korrigieren, auf die die Lehrperson sie hinweist.
Sofern der Fehler nicht korrigiert werden kann, lernt das Kind, ihn philosophisch zu akzeptieren.
Es kann jederzeit wieder mit dem Zeichnen beginnen. Beim zweiten Mal wird die Arbeit unter Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen erheblich einfacher.
Zeichnen und Malen sind eine sehr mediative Aktivität, die dazu beiträgt, sich zu beruhigen und ins Gleichgewicht zu kommen.
Dies gilt insbesondere dann, wenn man sich auf den Prozess konzentriert und nicht auf das Ergebnis.
Das Zeichnen eignet sich daher besonders für zu Launen und Neurosen neigende Kinder.
Wir alle sprechen dieselbe Sprache und verstehen uns sehr gut ohne Dolmetscher, denn diese Sprache ist die internationale Sprache der Kunst.
Die Kunst im weitesten Sinne ist die Verbindung aller Kulturen.
Gleichzeitig stellt diese wunderbare Verflechtung unterschiedlicher Kulturen eine absolute Bereicherung für uns alle dar.
Der spanischer Philosoph (José Ortega Y Gasset) sagte:
„Das Kunstwerk ist eine imaginäre Insel, die rings von der Wirklichkeit umrandet ist.“
Ich hoffe, Ihnen einige künstlerische Aspekte und Argumente für die Vorteile der Beschäftigung mit dem Zeichnen aufgezeigt zu haben.
Junge Künstlerinnen uns Künstler:
- Leni Jägermann (Deutschland)
- Sophia Kraugmann (Deutschland)
- Marlene Adamek (Deutschland)
- Rafael Berger (Deutschland)
- Fidelis Edelmann (Deutschland)
- Süveybe Civelek (Deutschland/Türkei)
- Georgios Doumanis (Deutschland/Griechenland)
- Leonie Wittick (Deutschland/Russland)
- Sofia Catela (Deutschland)
- Mia-Lotti Garbo (Deutschland)
- Polina Samsonova (Ukraine)
- Mariia Zaporoshchenko (Ukraine)
- Leandro Covelli (Deutschland/Italien)
- Gaetano Covelli (Deutschland/Italien)
- Fatema Mahammadi (Afghanistan)
- Sara Mahammadi (Afghanistan)
- Marwa Mohammadi (Afghanistan)
- Masoomeh Jafari (Afghanistan)
- Lara Gress (Deutschland)
- Sebastian Wöhler (Deutschland)
- Roman Kaufmann (Deutschland)
- Kristina Budzyieva (Ukraine)
Die Kö-Galerie zeigt 35 Gemälde von 22 Jugendlichen.
Fotoaufnahmen und Videos sind von Jörg Aschemeier.